Maya's text's

Ich sinke auf die Knie und vergrab meine Hände in meinem Gesicht während die Tränen schon wieder laufen. Ich weiß nicht mal wirklich warum. Vielleicht ist es einfach viel zu frustrierend, dass nicht alles so glatt lief, wie ich das gehofft hat. Wahrscheinlich bin ich einfach restlos überfordert.
Wenn ich ihm so wichtig war, warum hat er sich dann nicht gemeldet…
Kurz halte ich inne, aber ich bin mir sicher, dass ich ihn nicht mehr Liebe. Momentan kotzt er mich eher an, und ich will Julian alles erzählen, aber gleichzeitig hab ich tierische Angst, dass er mein Geheule falsch auffasst, und denkt, dass wegen Martin jetzt unsre Beziehung, die ja kaum angefangen hat, wieder kaputt geht.
Vielleicht bin ich einfach wütend auf Martin und alle und alles und deshalb heul ich.
Okay! Ich weiß es nicht! Aber ist das denn so verdammt wichtig, warum ich heule?!
Ich atme tief durch und guck in den Spiegel an meinem Schrank.
Oh klar, egal wie unverräterisch meine  Stimme vorhin klang, jetzt ist kaum zu verbergen, dass ich geheult hab. Ich wisch das verschmierte Make-Up so gut es geht bei Seite und schubs Bierhorst wieder auf meine Schulter hoch bevor ich den Käfig wieder aufheb.
Ich atme nochmal tief durch und geh aus meinem Zimmer und begegne bis ich draußen bin netterweise nicht meinen Eltern. Den ganzen kurzen Weg bis vor's Tor versuche ich möglichst lange Atemzüge zu nehmen, aber Julian wird eh merken, das was nicht stimmt.
Tatsächlich hat er mitgedacht und kommt statt mit dem Moped mit dem Auto -ich nehm an- seiner Oma. Als er aussteigt um mir den Kofferraum zu öffnen verschluckt er sein Hallo als er mein Gesicht sieht und etwas wie Angst huscht kurz über sein Gesicht. Ich weich seinem Blick aus, deponier den Käfig im Kofferraum und setz die Ratten wieder rein.
Als ich wortlos um's Auto gehen will steht Julian mir im weg, ich weiß nicht, ob aus versehen, oder mit Absicht. Ich weiß auch nicht, ob er mein kaum merkliches Kopfschütteln bemerkt hat, oder einfach so beiseite tritt, aber er lässt mich durch und fragt auch nicht, bis wir bei ihm zu Hause sind. Ich nehm den Käfig und die Ratten während er den Arm voll Bettwäsche vor mir die Treppe hochgeht.
Immer noch ohne dass jemand was sagt bringt er die Bettwäsche weg und ich Stell den Käfig auf die vorher freigeräumte Kommode. Dann lass ich mich auf's Bett fallen, die Zähne zusammen gebissen, damit ich nicht wieder anfang zu heulen oder einfach mitten in der Story anfang drauf los zu labern.
Julian setzt sich vorsichtig und mit ein wenig Abstand neben mich. Seine Stimme ist ganz sanft und beruhigt mich sofort, wenn auch nur minimal.
Immer noch mit zusammen gebissenen Zähnen bring ich heraus.
"Martin war da!"
"Wo 'da'? Bei dir zu Hause?" Ich nicke. Er fragt nicht weiter, wahrscheinlich weil er nicht weiß, wonach und wie genau er fragen soll.
Irgendwann überwinde ich mich: "Er wollte sich dafür entschuldigen, dass er mich damals geküsst hat und meint jetzt er kann mir nichts dir nichts wiederkommen und mir erklären dass…dass…oah, das regt mich grad total auf!" Ich vergrab mein Gesicht in seinem T-Shirt und schmier Tränen und Make-Up in den Stoff.
Erst sagt er nix, dann fragt er beinah skeptisch: "Er hat gesagt, dass er dich immer noch liebt?"
Ich nicke ohne den Kopf zu heben. Angespannt warte ich auf seine Reaktion und will schon fast damit herausplatzen, dass ich ihn überhaupt nicht mehr liebe und er sich da keine Sorgen machen muss, als er ganz anders reagiert, als ich gedacht hätte.
Hat er ihn letzte Nacht noch verteidigt und versucht zu erklären, warum alles so gelaufen ist, wie's lief geht's im jetzt offenbar ganz anders:
"Wie kann er sich denn bitte trauen nach einem verfickten Jahr einfach wieder hier aufzukreuzen, nach allem was er dich verdammt noch mal angetan hat, einfach bei dir aufkreuzen und dir so 'ne Scheiße erzählen!!
Dann hätte er sich vielleicht mal melden sollen bei dir, statt dich so hängen zu lassen und sich andre um dich kümmern zu lassen…!"
"Hab ich ihm auch gesagt…" murmel ich. Julian umarmt mich fest, aber er ist immer noch wütend.
"Lass ihn einfach", sag ich, "Lass ihn doch, wenn er denkt er kann das bringen, lass ihn vor die Wand laufen, er hat's verdient. Aber der Zug ist abgefahren, er hat nie groß irgendwas für mich getan, und ich hab das Arschloch auch noch geliebt, und du warst immer für mich da…"
Wir halten uns beide gegenseitig aneinander fest und jeder weiß, dass keiner loslassen wird.