- WindClan Katzen:
Anführer: Krähenstern – kräftiger, schwarzer Kater mit bernsteinfarbenen Augen und weißem Bauch (m/58 M)
2.Anführer: Rundfuß – breitschultriger, brauner Tigerkater mit großen Pfoten und dunkelblauen Augen (m/60 M)
Heiler: Kräuterzunge – schlanker Kater mit schwarzem Fell und grünen Augen (m/24 M)
Krieger:
Falkenfeder – hübscher, junger Kater mit aschgrauem Fell und bernsteinfarbenen Augen (m/14 M)
Tannenkralle – großer Kater mit braunem Tigermuster und dunkelgrünen Augen (m/16 M; Bruder von Haselstreif) – Mentor von Glutpfote
Haselstreif – hellbraune Katze mit grünen Augen und langem Schweif (w/16 M; Schwester von Tannenkralle)
Brandherz – kräftiger Kater mit orangem Fell und bernsteinfarbenen Augen (m/30 M)
Adlerauge – kleiner, schwarzer Kater mit weißem Brustfell und blauen Augen (m/26 M; Bruder von Mondblüte) – Mentor von Rostpfote
Mondblüte – braun gescheckte Katze mit kurzem Schweif und hellblauen Augen (w/26 M; Schwester von Adlerauge) – Mentor von Funkenpfote
Blitzsturm – dunkelgrauer Kater mit gelben Augen und langen Beinen (m/40 M)
Lerchenflügel – weiße Katze mit bernsteinfarbenen Augen und kleinen Ohren (w/17 M)
Donnerkralle – großer Kater mit grauem Tigerfell und bernsteinfarbenen Augen (m/35 M)
Himmelskämpfer – weißer Kater mit grauen Flecken und himmelblauen Augen (m/72 M)
Tupfenherz – schwarz gescheckter Kater mit blauen Augen (m/17 M)
Kometenschweif – kleiner, rostroter Kater mit gelben Augen und stets zerzaustem Fell (m/37 M)
Hasenschweif – dunkelbrauner Tigerkater mit blauen Augen und geringeltem Schweif (m/33 M)
Karottenfell – Kater mit langem, orangen Fell und grünen Augen (m/49 M) – Mentor von Frostpfote
Königinnen:
Heideblüte – schildpattfarbene Katze mit grünen Augen und kurzem Schweif (w/32 M)
Fliederfuß – Katze mit weichem, grauen Fell und dunkelblauen Augen (w/44 M)
Sonnenfleck – junge Katze mit goldenem Fell und bernsteinfarbenen Augen (w/20 M)
(Mutter von Goldjunges und Nachtjunges)
Schüler:
Glutpfote – flinker Kater mit orangem Fell und bernsteinfarbenen Augen (m/9 M; Bruder von Rostpfote und Funkenpfote)
Rostpfote – schildpattfarbener Kater mit gelben Augen und kurzem Schweif (m/9 M; Bruder von Glutpfote und Funkenpfote)
Funkenpfote – kleine Schildpattkatze mit hellgrünen Augen (w/9 M; Schwester von Glutpfote und Rostpfote)
Frostpfote – weiße Katze mit dunkelblauen Augen und langem Fell (w/8 M)
Älteste:
Dreifuß – alter, dunkelbrauner Tigerkater mit nur noch drei Beinen und blauen Augen (m/108 M; Vater von Rundfuß)
Dunkelauge – ältere Katze mit dunkelgrauem Fell und weißen Pfoten, fast komplett blind (w/112 M; Mutter von Krähenstern)
Knickohr – alter Kater mit schwarzem Fell und einem geknickten Ohr (m/90 M)
Kapitel 1
Gähnend öffnete Glutpfote seine Augen und blinzelte verschlafen. Im Dämmerlicht des Baus konnte er gerade noch seine Geschwister und Frostpfote erkennen, deren Flanken sich langsam hoben und senkten. Müde streckte er seine steifen und schmerzenden Muskeln, ehe er mit der Fellpflege begann. Mit rauer Zunge leckte der rote Schüler über sein Fell und lauschte mit halbem Ohr den Geschehnissen im Lager. Aus der Kinderstube drangen laute Rufe und dann folgte ein dumpfes Poltern, so als wäre Blitzsturm von seinen Jungen Goldjunges und Nachtjunges umgerannt worden. Glutpfote hörte das leise Rascheln des Ginstertunnels und ein leises Fluchen, als eine Katze der Morgenpatrouille auf einen Dorn trat. Er stand auf und machte einen Buckel, bevor der Schüler auf die Lagerlichtung trabte. Beim Frischbeutehaufen saß Donnerkralle und verschlang einen kleinen Spatzen, Blitzsturm rannte aus der Kinderstube, gefolgt von zwei fröhlich maunzenden Jungen.
Glutpfotes Blick wanderte durch das Lager. Auf der Ginsterhecke lag glitzernder Raureif und der Himmel war stahlblau ohne eine einzige Wolke. Hinter ihm schoben sich Frostpfote und Funkenpfote aus dem Schülerbau und setzten sich neben den roten Kater.
„Schöner Tag“, bemerkte Frostpfote und konnte kaum still sitzen, „Karottenfell hat mir versprochen, dass wir heute jagen.“
Und schon sauste sie mit hoch aufgerichtetem Schweif davon und war auf der Suche nach ihrem Mentor. Glutpfote konnte bei der Energie der jungen Schülerin nur den Kopf schütteln und tauschte einen Blick mit seiner Schwester. An ihrer steifen Haltung konnte er erkennen, dass das harte Training gestern nicht spurlos an ihr vorbeigegangen war.
„Rostpfote schnarcht wie ein Dachs“, beschwerte sich Funkenpfote, „da kann ja keine normale Katze schlafen!“
Glutpfote schnurrte beipflichtend und kuschelte sich an seine Schwester. Er schloss die Augen und bemerkte den schwachen Duft nach Milch und Kinderstube, der noch an ihrem Pelz haftete, obwohl sie schon seit Monden im Schülerbau schliefen. Seine Schwester war ihm immer so klein und verletzlich vorgekommen, aber bei dem großen Kampftraining gestern hatte er ihre wilde Seite kennengelernt. Sie war jedem Schlag gekonnt ausgewichen und hatte ihn selbst mit ihrer Schnelligkeit vollkommen verwirrt. Am Ende war jedoch sein Bruder Rostpfote der Sieger. Glutpfote gönnte ihm den Sieg aus ganzem Herzen, war selbst aber von seiner Leistung enttäuscht. Er hatte nur Frostpfote besiegt und sie war noch nicht so lange Schüler wie er. Seufzend sah Glutpfote zum Frischbeutehaufen hinüber, der beinahe leer war. Donnerkralle verließ mit einigen anderen Kriegern das Lager und machte sich auf die Suche nach Beute. Jetzt in der Blattfrische gab es viel mehr Kaninchen und sie mussten kräftiger werden. Das Gerücht ging herum, dass es zwischen dem DonnerClan und SchattenClan vor einigen Sonnenaufgängen einen Kampf gegeben hatte und einige Krieger waren in Sorge. Besonders sein Vater, fiel Glutpfote auf, war meist tief in Gedanken versunken. Die älteren Krieger hatten Kämpfe zu respektieren gelernt und trugen einige Narben als Erinnerung an wilde Schlachten. Glutpfote selbst hatte zwar noch nie einen richtigen Kampf erlebt, aber der Gedanke an brutale Krieger und riesige SchattenClan Schüler machte ihm regelrecht Angst.
Der Schüler sah hinüber zum Kriegerbau, aus dessen Eingang nun sein Mentor ins Freie trat. Er war – anders als die meisten WindClan Katzen – breitschultrig und kräftig. Trotzdem war er schnell und klug. Sein braunes Tigerfell war meistens von einer dünnen Staubschicht überzogen und nie richtig ordentlich. Glutpfote schätzte den kühnen Krieger sehr, aber er war dankbar, dass dieser Kater nicht sein Vater war. Er konnte sich nicht vorstellen, dass Tannenkralle aus Spaß mit einem Jungen spielte oder stundenlang in der Kinderstube saß. Aber vielleicht lag das auch daran, dass er noch nicht so alt war wie sein eigener Vater. Tannenkralle war ein aufrichtiger, loyaler und ernster Krieger und zugleich auch Glutpfotes Vorbild. Der Schüler hasste es, wenn er den Anforderungen seines Mentors nicht gerecht wurde und Tannenkralle trainierte so auf vielerlei Hinsicht seine Fähigkeiten. Nach jedem Training fühlte Glutpfote sich kräftiger und klüger, aber auch ehrgeiziger und loyaler.
Glutpfote stand auf und leckte sich rasch über die Brust, ehe sein Mentor vor ihm stand, sortierte er nochmal seine Gedanken und schüttelte sich Müdigkeit und Kälte aus dem Pelz.
„Guten Morgen“, begrüßte er Tannenkralle und neigte den Kopf vor dem Krieger.
Sein Mentor musterte ihn kurz und bemerkte dann: „Ich dachte, du schläfst länger.“
Glutpfote schüttelte seinen Kopf und sah seinen Mentor erwartungsvoll an. Nervös und aufgeregt trat er von einer Pfote auf die andere und konnte Frostpfotes Aufregung plötzlich teilen.
Mit einem Schwanzzucken und einem warmen Blick bedeutete Tannenkralle seinem Schüler, dass sie heute jagen würden und der junge Kater folgte seinem Mentor mit glühenden Augen. Glutpfote schob sich durch den Ginstertunnel und nahm den süßen Geruch nach Heidekraut und Wind wahr, der hier draußen auf dem Moor so viel kräftiger und schöner war. Er konnte sich nicht vorstellen, sein Territorium gegen den finsteren Wald des SchattenClans oder die kalten Bäche des FlussClans einzutauschen. Der Schüler liebte den heulenden Wind, denn er erinnerte ihn an die Geschichten der Ältesten und er liebte die schnellen Läufe und wilden Jagten über das weiche Moorland. Jetzt in der Blattfrische trugen mehr Blumen bunte Blüten und das Moorland leuchtete in vielen, prächtigen Farben. Bienen summten umher und Vögel suchten nach Schnecken.
Glutpfote legte seine Ohren gegen den scharfen Wind an und atmete tief ein. Klare Luft strömte in seine Lungen und der Schüler ließ seinen Blick über sein Territorium schweifen.
Hier gehöre ich her, dachte er, ehe er hinter seinem Mentor her raste.
Tannenkralle schlug ein schnelles Tempo ein und Glutpfote folgte ihm. Das war es, was der rote Schüler so gut konnte. Er war schnell wie kein Zweiter. Er hielt ohne Mühe mit seinem langbeinigen Mentor Schritt und als er ein aufgescheuchtes Kaninchen entdeckte, drehte er sofort nach rechts ab. Das braune Tier rannte panisch und war einige Fuchslängen vor Glutpfote. Der Kater näherte sich dem Kaninchen von rechts und trieb es auf die andere Seite. Er wusste, dass sein Mentor – der perfekt zum Wind lief – die Beute so gut erwischen konnte, doch Glutpfote war so berauscht von dem wilden Lauf, dass er noch schneller rannte. So machte er einige Schwanzlängen zum Kaninchen gut, ehe sein Mentor es aus seinem Lauf riss und mit einem schnellen und sauberen Biss tötete. Glutpfote bremste sofort hart ab und kam nach ein paar Schwanzlängen zum Stehen. Keuchend und schweigend verharrten die beiden Katzen einige Herzschläge. Tannenkralle hatte seinen Blick zum Himmel erhoben und nachdem Glutpfotes Herz nicht mehr wie ein gefangener Vogel zitterte, schickte er ebenfalls ein Stoßgebet zum SternenClan. Er dankte für die Beute, die ihr Leben gelassen hatte, damit sein Clan überleben konnte. Das war Tannenkralles und sein Ritual, welches sie jeweils beim ersten Fang des Tages aussprachen.
„Gut gemacht“, lobte sein Mentor schließlich und Glutpfote wurde warm.
Scheu senkte er den Kopf und trabte hinter seinem Mentor her, nachdem die Beute verscharrt war.
Es war schon fast Sonnenhoch, als die beiden Kater das Lager erreichten. Glutpfote mühte sich mit einem fetten Kaninchen und einer kleinen Amsel ab und sein Mentor trug drei große Kaninchen, weshalb sie nur langsam vorankamen. Schon aus der Ferne hörte Glutpfote die lauten und aufgeregten Stimmen im Lager und spitzte neugierig die Ohren. Als er das Lager betrat fiel sein Blick sofort auf Rostpfote, der mit einer Kräuterpaste auf der Schulter zusammen mit Funkenpfote in der Nähe der Kinderstube hockte und sich angeregt mit ihr unterhielt. Glutpfote ließ seine Beute auf den Frischbeutehaufen fallen und lief mit einem letzten Nicken zu seinem Mentor zu seinen Geschwistern hinüber. Rostpfote schonte sein rechtes Bein immer noch leicht. Er hatte sich gestern beim Kampftraining die Schulter gezerrt und war für die nächsten Tage vom Training freigestellt.
„Was ist passiert?“, fragte Glutpfote sofort, als er die beiden erreichte.
„Donnerkralle hat einen Dachs gesehen!“, platzte Rostpfote sofort heraus, „und sie haben ihn vertrieben! Ich wünschte, ich wäre dabei gewesen!“
Glutpfote schnurrte belustigt bei der Enttäuschung in Rostpfotes Stimme und miaute: „Mit deiner Schulter kommst du nicht mal aus dem Lager heraus!“
Rostpfote sah ihn beleidigt an und wollte gerade etwas erwidern, als der laute Ruf von Krähenstern sie unterbrach. Der schwarze Kater sprang auf den kleinen Erdhügel auf einer Lagerseite und fast sofort verstummten alle Gespräche und nur noch der peitschende Wind vor dem Lager war zu hören.
Mit lauter Stimme verkündete Krähenstern: „Donnerkralle ist mit seiner Patrouille auf einen Dachs gestoßen. Allerdings gelang es ihm, Brandherz und Adlerauge das Tier zu vertreiben. Der Dachs verschwand in Richtung Hochfelsen, nahe der SchattenClan Grenze. Allerdings ist es momentan wohl unklug, sie zu warnen ….“
Protestrufe ertönten und Glutpfote duckte sich etwas tiefer.
„Warum denn nicht?“, widersprach Lerchenflügel sofort, „ist es nicht unsere Pflicht, andere zu warnen?“
Falkenfeder und Tupfenherz stimmten der Kriegerin zu, aber der zweite Anführer Rundfuß unterband den Protest mit einem heftigen Schwanzzucken.
„Das Gerücht, dass es einen Kampf zwischen DonnerClan und SchattenClan gab“, begann Rundfuß, „ist wahr.“
Entsetztes Murmeln machte sich breit und die junge Königin Sonnenfleck legte ihren Schwanz enger um ihre beiden Jungen.
Himmelskämpfer stand Rundfuß sofort bei: „Ich war ebenfalls bei der Morgenpatrouille dabei und wir trafen eine Gruppe FlussClan Katzen an der Grenze. Sie berichteten von einem Kampf, wussten aber keinen Grund.“
Glutpfote kam es plötzlich so vor, als würden dunkle Wolken über den blauen Himmel ziehen. Über dem Lager lag eine dumpfe Anspannung wie vor einem Gewittersturm. Die Luft schien plötzlich wärmer und viel schwerer. Angst stellte die Haare auf dem Rücken des jungen Schülers auf und ihm wurde plötzlich klar, dass das Training gestern nur ein Spiel war. Das Kämpfen unter Schülern und das Raufen in der Kinderstube war alles nur ein Teil des Großen. Denn ein richtiger Kampf lauerte irgendwo und irgendwann. Und dann musste Glutpfote bereit sein. Gestern wäre er gescheitert.